Historischer Abriss

(Karikatur zu Walter Ulbricht und der Pressezensur, von J.W.,2014 für den Kultur-Aktivist)

Nachdem der Zweite Weltkrieg beendet wurde und die Zeit des Nationalsozialismus beendet war, wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Die östliche Besatzungszone und der östliche Teil Berlins, die unter der Sowjetunion standen, wurden am 7. Oktober 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. Ihr gegenüber, ein paar Monate eher gegründet, stand die Bundesrepublik Deutschland, die den drei westlichen Besatzungszonen entstammte. Die DDR wollte sich klar davon abgrenzen. Zunächst unterstand sie Wilhelm Pieck, der eigentliche Machthaber allerdings war ab 1950 Walter Ulbricht (1883-1973). Unter diesem wurde in der DDR der Sozialismus nach sowjetischem Vorbild aufgebaut, die SED war die Einheitspartei und alles wurde nach ihren Vorstellungen entwickelt.
1961 wurde unter ihm die Mauer gebaut, die Osten und Westen klar voneinander abtrennte und eine Flucht in den Westen sozusagen fast unmöglich machte. Aus dieser Zeit stammt sein berühmtes Zitat: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!".
Abschaffung des Privateigentums, Zentralisierung der Macht, all das waren Merkmale des Sozialismus.Walter Ulbricht wollte also auch innerhalb des Staates die Kontrolle bewahren und so gab es scharfe Pressezensuren, Überwachung, Organisationen, die die Gedanken des Sozialismus verbreiteten.
Die Karikatur, die Walter Ulbricht zeigt, stellt speziell diese Probleme in Kunst und Kultur dar. Er sitzt im Schneidersitz mit Schere in der Hand da - er als der Schneider, der die Fäden zieht, was denn an die Öffentlichkeit gerät und was im Müll landet. Der Stapel an zugelassenen Werken ist klein, denn die Zensuren waren sehr streng und alles, was gegen den Sozialismus gerichtet war, wurde schnell aussortiert und die Verfasser im Auge behalten. Dabei gab es trotzdem zahlreiche Werke, die zwar nicht sozialistisch akzeptiert wurden, die aber dennoch sehr bemerkenswert sind. Was wurde aber aus diesen Werken? Gab es eine Möglichkeit, sie dennoch durch die kritischen Blicke der Zensur zu bekommen?

Machtwechsel
In einem Staat, angeführt von Walter Ulbricht, wurde extrem sorgsam darauf geachtet, welche Schriften veröffentlicht werden durften und welche nicht. Da gab es nicht viel zu diskutieren, da von insgesamt 78 Verlagen 60 volkseigen waren. Allein das Verlagswesen lag also schon beinahe vollständig in der Hand des Staates, was bedeutete, dass somit auch automatisch der Einfluss der SED gesichert wurde. Als kurzes Zwischenfazit könnte man also sagen: Walter Ulbricht hatte für individuelle Kunst und Literatur nicht besonders viel übrig.
Jedes Werk, jedes geschriebene Wort unterlag der besonders strengen Zensur des Ministeriums für Kultur. Als Zielstellung galt es schließlich, das sozialistische Denken, welches vor allem durch den Mauerbau entstand, weiterhin zu verbreiten. Ganz oben auf der Liste von zugelassenen Büchern standen beispielsweise jene, in denen der Held in Konflikt mit dem Sozialismus gerät, am Ende aber trotz allem zum altvertrauten System zurückkehrt.
Ab dem dritten Mai 1971 erglühte in den Künstlerherzen ein neuer Funken Hoffnung: Erich Honecker tritt das Präsidentenamt an und löst somit Ulbricht ab. Er war der Mann, der neue Freiräume für Literatur und Kunst schaffen wollte. Obwohl die Zensur noch nicht vollkommen abgeschafft war, schien sie trotz allem ein wenig lockerer zu sein. Im Mittelpunkt stand fortan ein ausgewogenes Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. So erschienen einige Schriftsteller in neuem Glanz, andere nutzten ihre Chance um ihren Standpunkt klar zu definieren. Wolf Biermann war einer von ihnen. Als Künstler begab er sich in eine kritische Auseinandersetzung mit der vorherrschenden Situation, erhielt aus diesem Grund des öfteren Aufführverbote und wurde letztendlich unter großen Protesten ausgebürgert.
Inwiefern zeigten sich die neu gewonnenen Freiräume also wirklich?